Russische Baptisten

Verbotene Taufe russischer Fremdarbeiter:innen in der Friedenskirche, 1943

Während der Kriegsjahre traf sich eine seit 1924 bestehende russische Gemeinde in den Räumlichkeiten der Friedenskirche (Foto Hochzeit im Gemeindesaal). Trotz offiziellen Verbotes besuchten viele russische und ukrainische Fremdarbeiter die russischen Versammlungen. Mit Wissen der deutschen Gemeindeleitung ignorierte die Gemeinde das vorgeschriebene Schild am Kirchengebäude „Nicht für Fremdarbeiter“. Geheim trafen sich die Gruppen im Umland (Foto "gemischte Gruppe beim Ausflug")

Der zuständige deutsche Baptistenpastor Rudolf Vogel taufte illegal russische Fremdarbeiter (Taufe einer Fremdarbeiterin). Er wurde 1949 vom sowjetischen Geheimdienst KGB in seiner Ostberliner Wohnung verhaftet. Er folgte damit dem Schicksal des Pastors Max Ferber – er war ebenfalls Mitglied der russ. Gemeinde in der Bismarckstr. 40 –, der schon 1948 aus Westberlin verschleppt worden war.

Viele Besucher der Gemeinde wurden nach Sibirien verschleppt, ebenso Militärs, die in den Tagen der russ.Befreiung die Gemeinde besucht hatten - wie dieser Leutnant.

Pastor Rudolf Vogel verstarb an den Haftbedingungen (Infobrief durch Bischof Dibelius) am 23. März 1951 im KGB-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Im Kirchensaal hängen am Tag des Denkmals die Auszüge der Verhörakten (deutsche Übersetzung). 1990 wurden in Moskau unter Boris Jelzin viele KGB-Archive geöffnet und viele Opfer rehabilitiert. Unter den unmenschlichen Gegebenheiten des Gefängnisses Berlin-Hohenschönhausen, dem Sowjetischen Speziallager Nr. 3, erlitten beide Glaubensbrüder 1950 bzw. 1951 den Tod.

Am 27.03.2011 feierte die Friedenskirche mit dem noch lebenden Bruder sowie Schwiegertochter - und Tochter von Max Ferber - Maria Vogel, geb.Ferber und Benjamin Chorew (Journalist / Moskau) einen Gedenkgottesdienst. Ablaufprogramm hier. Immer wieder findet in den Räumen der Friedenskirche eine Ausstellung zur russ.Gemeinde statt. Wenige Tage vorher besuchte Maria Vogel die Gedenkstätte Hohenschönhausen und stellte ihre übersetzten Akten zur Verfügung. Am Ende durfte sie in das ehemalige - und noch nicht öffentlich zugängliche - "U-Boot" im Keller gehen und eine Zelle besuchen. In der Zelle war ein Vaterunser in russischer Sprache geritzt. Herzlichen Dank an die Mitarbeitenden der Gedenkstätte!

Max Ferbert, Geheimdienstfoto nach Verhaftung

Rudolf Vogel, Geheimdienstfoto nach Verhaftung und Mißhandlungen