
Stellungnahme der Friedenskirche Charlottenburg
Wir lieben Weihnachten und die Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus von Herzen.
Deshalb bauen wir seit 16 Jahren jedes Jahr über drei Wochen hinweg unseren Weihnachtsgarten auf – immer wieder neu, immer mit großer Hingabe. So können wir in der Friedenskirche Charlottenburg Kindern, Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie vielen Besucherinnen und Besuchern die biblische Weihnachtsgeschichte nahebringen und ihre Hoffnung weitergeben.
Der zitierte Satz, Weihnachten solle „abgeschafft“ werden, ist in der Veranstaltung niemals gefallen. Sämtliche entsprechenden Äußerungen in Interviews bezogen sich ausschließlich auf die zugespitzte Behauptung in Überschriften oder Moderationen – nicht auf tatsächlich getätigte Aussagen während der Veranstaltung.
Der gewählte Titel und Unterzeile der Veranstaltung war rückblickend zu provokant sachlich nicht präzise genug formuliert. Auch wäre es besser gewesen, die Veranstaltung nicht ohne jüdische Stimme und Deutung durchzuführen.
Als Friedenskirche Charlottenburg bekennen wir uns ausdrücklich zum theologischen Kern der Weihnachtsbotschaft, wie er in der Heiligen Schrift bezeugt ist. Von allen Aussagen, die dem entgegenstehen, distanzieren wir uns klar.
Zur behaupteten Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit/-angst) im Matthäusevangelium
Diese Deutung weisen wir zurück. Das Matthäusevangelium erzählt die Geburt Jesu als Öffnung zu allen Völkern und gerade durch Fremde bezeugt.
Zur Bezeichnung Marias
Die Ersetzung von „junge Frau (ʿalmāh bei Jesaja 7,14) / Jungfrau“ (parthénos bei Matthäus 1,23) „arbeitende Frau“ halten wir für unzutreffend. Maria wird in der biblischen Überlieferung als junge Frau und Jungfrau bezeugt – als Zeichen der freien Initiative Gottes.
Zur Darstellung der Magoi (ausländische Priester, Gelehrte und Sterndeuter)
Die Bezeichnung der Magoi als „Betrüger“ ist historisch falsch. Sie waren hochangesehene Weise, Gelehrte und Priester aus dem persischen Raum, deren Weg nach Bethlehem Gottes universales Handeln bezeugt.
Zur Weihnachtsbotschaft
Weihnachten feiern wir als das Fest der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus – verlässlich, konkret und getragen von Gottes Treue.
Die Friedenskirche Charlottenburg distanziert sich von politischen Zuspitzungen, insbesondere gegenüber der CDU mt dem "Neukölln-Vergleich".
Auch wenn wir die genannten Aussagen kritisieren, teilt die Friedenskirche Charlottenburg weiterhin das Anliegen und das Thema der Veranstaltung grundsätzlich.
Die inhaltliche Konzeption, Organisation und Gesamtverantwortung für diese Veranstaltungsreihe lagen ausschließlich beim Berliner Forum der Religionen. Die Dozent*innen des Berliner Instituts für Islamische Theologie der Humboldt-Universität zu Berlin wurden durch das Forum eingeladen, um aus koranischer Perspektive Aspekte der Geburtsgeschichte Jesu einzubringen und gemeinsam mit den Anwesenden über stereotype und eurozentrisch geprägte Bildtraditionen ins Gespräch zu kommen.
Die Veranstaltung wurde durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.
Viele E-Mails an die Friedenskirche Charlottenburg und an das Forum sowie an die Referent:innen haben einen diffamierenden und aggressiven Wortlaut und enthalten insbesondere bedrohliche Äußerungen gegenüber den muslimischen Referierenden. Nach reiflicher Überlegung hat das Forum die für den 15. Dezember geplante Nachfolgeveranstaltung abgesagt.
Der Friedenskirche Charlottenburg tut sehr leid, was die beiden Referentinnen durch die öffentliche Zuspitzung gerade erleben müssen – auch die unpräzise Ankündigung hat dazu beigetragen.
Eine jüdische Referentin war für die Veranstaltung ebenfalls vorgesehen. Die muslimische Referentin ist zudem in einem gemeinsamen Projekt mit jüdischen Partner*innen aktiv, das sich ausdrücklich gegen Antisemitismus richtet und den interreligiösen Dialog stärkt.
Hier geht es zur Stellungnahme des Forums
Stellungnahme Berliner Forum der Religionen
Ziel und Inhalt der Veranstaltung am Montag den 08.12. sowie dem abgesagten Abend am 15.12.2026
Ziel und Inhalt der Veranstaltung waren klar definiert und gelten weiterhin unverändert. Von Teilnehmenden sowie aus dem Umfeld der Teilnehmenden erhalten wir durchweg positive Rückmeldungen.
- Betrachtung der Geburtsgeschichte Jesu aus unterschiedlichen theologischen Perspektiven
- Maria/Maryam im Zentrum
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Ansatz der Komparativen Theologie:
- Christliche und islamische Deutungen werden nebeneinandergestellt, nicht vermischt
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Dekoloniale Perspektive:
- Wahrnehmung von Maria/Maryam als jüdische Frau in ihrem historischen und kulturellen Kontext des Nahen Osten
- Kritische Reflexion ihrer Europäisierung in westlichen Darstellungen
- Die Jüdin Maria/Maryam und der Jude Jesus sind zentrale Gestalten für Christen und Muslime
- Ziel ist es, Unterschiede und verbindende Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen
stellungnahme.berliner-weihnachtsgarten.de


